Kurzporträt der Referenten
Prof. Dr. Konrad
Boehmer
ist Professor für Musikgeschichte und Theorie der Neuen Musik an der
Musikhochschule Den Haag; außerdem Gastdozenturen in Europa und den USA. Boehmer
studierte Komposition bei G. M. Koenig und besuchte 1959 die legendären
Darmstädter Kompositionsseminare von Pierre Boulez, Henri Pousseur und
Karlheinz Stockhausen. Von 1961 bis 1963 Mitarbeiter des Studios für
Elektronische Musik des WDR und (1961) Assistent von Bruno Maderna bei der
Produktion der dt. Erstaufführung von Luigi Nonos Intolleranza. 1966
Promotion: "Zur Theorie der offenen Form in der neuen Musik". -
Preise: 1966 für seine Komposition Information (niederl.
Rundfunkgesellschaft AVRO); 1968 für seine elektronische Komposition Aspekt
(V. Biennale de Paris); (1983) für sein Musikdrama Doktor Faustus
(Rolf-Liebermann-Preis); (z. B.) 1985 für seine musiktheoretische Essays
(Pierre-Bayle-Preis, Rotterdam). - Boehmer hat das von Adrian Leverkühn
in Thomas Manns Dr. Faustus komponierte Oratorium Apocalypsis cum
figuris nachkomponiert.
Prof. Dr. Norbert
Bolz
ist Professor für Medienwissenschaft an der TU Berlin. Bolz studierte in
Mannheim, Heidelberg und Berlin Philosophie, Germanistik, Anglistik und
Religionswissenschaften. Nach seiner Dissertation über die Ästhetik Adornos
habilitierte er sich mit einer Arbeit über den "Philosophischen
Extremismus zwischen den Weltkriegen". - Forschungsschwerpunkte:
Medientheorie, Kommunikationstheorie, Trendforschung. - Zu seinen Publikationen
zählen: Theorie der neuen Medien (1990), Eine kurze Geschichte des
Scheins (1991), Am Ende der Gutenberg-Galaxis (1993), Kultmarketing
(1995), Die Sinngesellschaft (1997), Die Konformisten des Andersseins
(1999), Weltkommunikation (2000), Das konsumistische Manifest
(2002).
Prof. Dr. Hans-Joachim Braun
ist Professor für Neuere Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte an der
Universität der Bundeswehr Hamburg. Er beschäftigt sich seit längerem mit den
Beziehungen zwischen Technik und Musik; zu seinen Publikationen zählt etwa der
Band Music And Technology In The
Twentieth Century (2002).
Prof. Dr. Bernd
Enders
ist Professor für Systematische Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück
mit dem Schwerpunkt Musikelektronik und deren Informatik. Zahlreiche
Veröffentlichungen (u.a. Lexikon Musikelektronik, Mainz 1985, 1987, Leipzig
1988, erw. Auflage 1997; Computerkolleg Musik - Gehörbildung 1990, 1993, 1999),
Vorträge im In- und Ausland und Rundfunksendungen zu wissenschaftlichen und
pädagogischen Fragen der neuen Musiktechnologie. Enders ist Leiter des
CAMI-Projekts (Lehrprogrammsystem Computerkolleg Musik), Berater des
niedersächsischen Modellversuchs Neue Technologien und Schule, Initiator und
Programmdirektor der Osnabrücker Biennale KlangArt und seit 1991 bis 2001
Koordinator der darin eingebundenen KlangArt-Kongresse Neue Musiktechnologie
sowie Mitherausgeber der KlangArt-Kongressvorträge. 1997 hat Enders als
Begründer die geschäftsführende Leitung der Forschungsstelle Musik- u.
Medientechnologie übernommen. Seit 2001 ist er Vorsitzender des
Bundesfachausschusses Musik & Medien, eine Einrichtung des Deutschen
Musikrats.
Prof. Dr. Konrad Paul
Liessmann
ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Er arbeitet vorwiegend
auf dem Gebiet der Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie, der Gesellschafts-
und Medientheorie sowie der Philosophie des 19. und 20.Jahrhunderts. Zu seinen
wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählen u.a. Ohne Mitleid. Zum Begriff der
Distanz als ästhetische Kategorie (1991), Ästhetik der Verführung (1993), Die
großen Philosophen und ihre Probleme (1998), Philosophie der modernen Kunst
(1999), Philosophie des verbotenen Wissens (2000), Günther Anders (2002) und
Kitsch (2002). Daneben ist Prof. Liessmann auch als Essayist, Literaturkritiker
und politischer Kommentator tätig. Für seine essayistischen Arbeiten erhielt
Prof. Liessmann 1996 den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.
Einem größeren Publikum wurde er auch durch seine Rundfunkserie "Denken
und Leben" bekannt, die als dreiteilige ORF-CD-Edition erschienen ist.
Dr. Claus-Steffen
Mahnkopf
ist Komponist und Musikschriftsteller in Freiburg. Studium der Musikwissenschaft,
Philosophie und Soziologie an den Universitäten Heidelberg, Freiburg und
Frankfurt. Kompositionsstudium bei Brian Ferneyhough. 1993 wurde Claus-Steffen
Mahnkopf zum Doktor der Philosophie promoviert. Zahlreiche Lehraufträge,
Stipendien und Preise wie der 1998 verliehene Siemens-Förderpreis. Mahnkopf ist
Gründer der Gesellschaft für Musik und Ästhetik und Mitherausgeber der
Zeitschrift Musik & Ästhetik. Er hat ein umfangreiches Œuvre in
allen Gattungen vorgelegt und arbeitet seit 2000 an mehreren Zyklen (zu Kurtág,
Pynchon, Zaha Hadid, Libeskind) gleichzeitig. Seine kompositorischen Werke und
theoretisch-essayistischen Publikationen dokumentieren eine erstaunliche
Schaffens- und Erkenntniskraft.
Prof. Isabel Mundry
ist Komponistin und Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik
Frankfurt/Main. Kompositionsstudium an der Hochschule der Künste Berlin bei
Frank Michael Beyer und Gösta Neuwirth, der Elektronischen Musik an der TU
Berlin und später ergänzend an der Musikhochschule in Frankfurt/Main bei Hans
Zender. Außerdem Studium der Fächer Musikwissenschaft, Philosophie und
Kunstgeschichte an der TU Berlin. Isabel Mundry lebte von 1992-1994 als
Stipendiatin in Paris, von 1994 bis 1996 als freischaffende Komponistin in Wien
und hat seit 1996 den Lehrstuhl für Tonsatz und Komposition an der
Musikhochschule in Frankfurt/Main inne. - Preise (u.a.): Boris-Blacher-Preis,
Komponistenpreis Berlin, Busoni-Kompositionspreis, Schneider-Schott-Preis,
Kranichsteiner Musikpreis der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik.
Prof. Dr. Dieter
Schnebel
ist Emeritus der Hochschule der Künste in Berlin für experimentelle Musik und
Musikwissenschaft. Prof. Schnebel promovierte mit einer Arbeit über die Dynamik
in Schönbergs Werken. Zu den späten Kompositionen seines umfassenden Werkes
gehören Sinfonie X für großes Orchester, Alt, Live-Elektronik und
Tonband (1987-1992); Raum-Zeit Y für drehbare Schallquellen (1959/1992)
und Languido für Bassflöte und Elektronik (1993) sowie eine Komposition
für den Kirchenpavillon der EXPO 2000. Von seinen musiktheoretischen Schriften
wären z. B. zu nennen: Denkbare Musik (1972), MO-NO. Musik zum Lesen
(1978), Anschläge - Ausschläge. Aufsätze zur Neuen Musik (1993). Die
Musikhochschule Hannover hat ihm zu Ehren 2001 ein Symposion veranstaltet.
Ferner ist Schnebel Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
Dr. Charlotte Seither
wurde 1965 in Landau/Pfalz geboren und studierte Komposition, Klavier,
Musikwissenschaft, Schulmusik und Germanistik in Hannover und Berlin. 1998 wurde
sie bei Rudolf Stephan zum Dr. phil. promoviert. Sie erhielt verschiedene
Preise, darunter den diesjährigen Förderpreis der Ernst-Siemens-Musikstiftung
(2002), den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb "Prager
Frühling" (1995) und den 1. Preis im Kompositionswettbewerb des Göttinger
Symphonie Orchesters (1994). Daneben war sie Stipendiatin der Cité des Arts
Paris (1999), des Deutschen Studienzentrums Venedig (1993), der Villa Aurora
Los Angeles (2000) und der Studienstiftung des deutschen Volkes (1987-91). Im
Wintersemester 2002/3 hat Charlotte Seither eine Gastprofessur für Komposition
an der Hochschule der Künste Bremen übernommen (Lehrstuhlvertretung für Younghi
Pagh-Paan).
© lütge/meyer 2002